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Vielleicht
lag es an dem erholsamsten Bett in dem er seit langem lag, an der
Abwesenheit des Schrates der ihm sonst in seinem Kopf herumgeisterte,
oder an der Einsamkeit. Doch in dieser Nacht Träume Albert so viel wie
seit Jahren nicht mehr.
Sein
erster Traum war klar aber kurz und erinnerte ihn an seine Kindheit. Er
war mit seinem Großvater in Marethil und verkaufte Kürbisse, es war
wohl Herbst, als plötzlich zwei Elfen den Schreinerladen gegenüber
anzündeten und laut Parolen brüllten wie “Elfenholz den Elfen” oder
“Zerstört unseren Wald und wir Eure Zukunft”. Dabei sprangen sie wie
Goblins um den Stand herum.
Kurz darauf kamen die umliegenden Menschen angerannt und haben die Elfen hingerichtet.
In
seinem zweiten Traum fand er sich in einem Wald wieder. Er schaute an
sich herunter und sah dünne, weiß behaarte Beine an sich, die in Hufen
endeten. Um ihn herum war eine Hirschherde die in aller Ruhe auf einer
birkenumzogenen, lichtdurchstrahlen Lichtung, saftiges Waldgras und
Butterblumen fraßen.
“Charseton,
wir sollten weiter ziehen”, die großen Augen einer Hirschkuh blickten
ihn freundlich an, “Bald kommen die Druiden in diesen Wald. Wir müssen
nach Süden, wie es uns der Echsenälteste geraten hat.”
“Noch nicht, meine Liebste Melenoré. Die Braunfelle wandern gerade, ich will nicht, dass wir ihre Wege kreuzen.”
“Wann
vergibst du den Bären endlich, dass sie Markus gerissen haben? Er war
alt und schon seit langem krank. Sie haben sich an das Gesetz des Waldes
gehalten.”
“Die Wildschweine haben sie doch dazu angestiftet.”
Melanoré
ging näher an ihn heran und berührte ihn sanft mit den Lippen an der
Schulter. “Liebster, wir müssen das tun was für den Rudel am Besten ist
und dürfen nicht unsere persönlichen Rachewünsche in den Vordergrund
stellen.”
Der
Hirsch seufzte und ging ein paar Schritte auf Abstand. “Genau das ist
es doch. Ich will ihnen nicht über den Weg laufen, damit ich mich nicht
bei ihnen Rächen kann.”
“Du
kannst ihnen nicht ständig aus dem Weg gehen. Versuche zu vergeben”,
die Hirschkuh drehte ihm den Rücken zu und ging zurück zur restlichen
Herde, “und wenn du kannst, vergiss.”
Im
nächsten Traum sah er eine Elfe mit blondem Haar auf der Jagdt. In der
Hocke versucht sie gerade aus den Spuren am Boden die Zugrichtung der
Tiere zu erkennen, als ein ferner Schrei ihre Aufmerksamkeit erregt.
Instinktiv legt sie einen Pfeil an die Sehne und schaut sich um.
Sie
war schon mehrere Tage auf Jagdt, bisher ohne Erfolg und hatte sich
deswegen auch weiter von ihrem Zuhause entfernt wie üblich.
Es
ist ihr nicht bekannt, dass in dieser Region eine andere Siedlung ist,
auch Wanderer verirren sich nicht in diese Gegenden. Sie rennt mit
flinken Schritten Richtung des Schreies, zum nahen Waldrand der direkt
an eine Klippe grenzt von der man ein weites Tal überblicken kann. Sie
nimmt den Pfeil vom Bogen und packt diesen auf den Rücken. Im Osten zu
ihrer Rechten verschwindet gerade die Sonne leuchtend hinter einem Berg.
Vom See am Fuß der Klippe weht ihr eine warme Brise durch das lange
Haar. Ihr Blick schweift über das Tal. Fern im Südwesten beginnen
irgendwo die ersten Siedlungen der Menschen. Doch Moment, was war das,
dort am Fuße des Berges im Osten?
Im
Schatten eines Lagerfeuers kämpfen zwei Personen. Hastig rennt die Elfe
die Klippe entlang bis zu einer Stelle wo sie geschickt herunter
klettert.
Als
sie näher kommt erkennen ihre erprobten Jägeraugen schnell um was es
sich handelte. Ein Zombie hatte wohl gerade einen jungen Menschen
erlegt. Hier kommt jede Hilfe zu spät. Doch nein! Er lebt ja noch!
Blitzschnell zieht sie ihren Bogen und schießt dem Untoten einen, zwei,
drei Pfeile durch den Kopf wo sofort tropfend gelber Schleim
herraustritt. Ohne Reaktion fällt der stinkende Kadaver zu Boden. Sie
eilt zu dem Mann am Boden, bewusstlos und sein Brustkorb offen vom
Angriff des Zombies.
Ein
Fluch kommt aus den zarten Lippen der Elfe. Doch sie versorgt die Wunde
notdürftig. Es wird eine Weile dauern bis sie nach Hause kommt und
geeignete Medizin hat.
Mit dem Menschen auf dem Rücken läuft sie los. Seine blutuende Brust verklebt ihr den Rücken.
Sie
war nicht lange unterwegs da traf sie auf zwei Elfen. “Wir haben dich
ewig gesucht! Wo war du so lange? Halt! Wen hast du da?” fragte der
schmale mit Kopftuch.
“Ein Mensch, du Schlaumeier, von einem Zombie schwer verletzt. Helft mit ihn nach Newwiss zu bringen. ”
“Einen
Menschen in unsere Zuflucht bringen? Da könnte ich gleich in die
Schlangengrube springen”, sagte der Zweite, dessen Gesicht eine
großflächige Narbe zierte, wohl von verbrannter Haut. Unbeirrt führt die
Elfe ihren Gang fort, vorbei an den beiden die jedoch mitgehen.
“Er
sieht nicht aus wie ein Krieger. Wenn wir ihn einfach sterben lassen
sind wir nicht besser wie sie. Also packt an oder ich mach es alleine.”
Doch die Beiden verweigeren die Hilfe nicht und tragen den Verletzten bis in das Baumhaus der Elfe.
“Sheylan, Urthut, ihr habt etwas gut bei mir. Aber bitte sagt dem Dorfältesten nichts davon.”
“Keine Sorge, wir wissen ja wie dein Vater auf Menschen zu sprechen ist”, beruhigt sie das Narbengesicht.
“Du
hast was?”, die Elfin stand in einer großen Halle, ihr gegenüber ein
älterer Mann der ihr unbeirrt ins Angesicht brüllte. “Ich kann das nicht
glauben. Wir versuchen uns hier zu erholen und Abstand vor den Menschen
zu wahren und was tutst du? Bringst den ersten Bengel mit den du
findest! Zum Glück war er bewusstlos, er wird den Weg hierher nicht
wieder finden.”
Der Mann läuft vor ihr auf und ab. “Mila, morgen kommt er in die Grube!”
“Vater!”
“Nein, wir können nicht verzeihen und vergessen was die Menschen uns angetan haben.”
Sie rennt zurück in ihr Baumhaus, beugt sich übers Bett, rüttelt am Mensch, und rüttelt und rüttelt. “Wach auf!”
Schweißüberströmt
wachte Albert auf, um ihn herum war alles grün. “Was? Mila? Wo bin
ich?” Er blickte sich um. Er war noch im Baum auf der Ebene vor Heph
Sham’wast.