6/23/2012

Zwei Brüder

“Einverstanden. Ich folge dir.”
Mila ging hinter dem schwarz gekleideten Elf her und verließ den vollen Markt. Sie gingen durch die engen Gassen der weißgepflasterten Straße bis sie in ein unscheinbares Wohnviertel kamen. Es wurde langsam Nachmittag und die letzten Sonnenstrahlen warfen lange Schatten durch die hohen Häuser und Türme der Stadt.
Sie blieben vor einem der vielen Häuser stehen. Er blickte sich um, niemand schien sie zu beobachten.
Der Aal hob die Türmatte an und hob den Schlüssel vom Boden der darunter lag. Mila kicherte.
“Wieso?”, fragte der Aal, “In dieser Stadt wird man so oft bestohlen, da ist der Schlüssel hier sicherer.”
Er schloss die Tür auf, trat unten gegen die Tür und bat sie herein.
Sie standen in einem großen Raum ohne Lichtquelle. Es waren keine weiteren Türen erkennbar, auch waren kaum Möbel an den Wänden.
Mitten im Raum standen zwei alte Stühle und ein kleiner Tisch, sie nahmen Platz.
“Danke für dein Vertrauen”, der Aal zündete eine Kerze an, man konnte jetzt die dicke Staubschicht auf dem Boden erkennen, “wo fang ich an... Yolin’ar und Deryll, zwei Schrate, was sind sie? Feinde oder Brüder?”
“So wie du fragst, beides.”
“Gut erkannt. Kannst du mir auch sagen warum sie das sind?”
“Hmm,” Mila zuckte mit den Schultern, “keine Ahnung warum sie Brüder sind.”
Der Aal brumme ernüchternd: “Lass es mir dir erklären. Wer Derylls und Yolin’ars Eltern waren weiss niemand. Die Druiden vom Sternholztafelberg fanden vor Urzeiten zwei Schratjünglinge und gaben einen dem Sahn von Burg Bärenaal und den anderen den Elfen von Schollak.
Zwischen Menschen und Elfen herrschte schon damals zwist und die jungen Schrate waren noch lange nicht so mächtig wie heutzutage, das machte sie Manipulierbar.”

“Wie lange war das her?”
“Lange, fast zweihundert Jahre. Sahn Tar’ el Selph war damals noch ein Kind und sein Vorgänger war noch an der Macht. Wie dem aus sei, über die Jahre wuchsen die Beiden heran ohne voneinander zu wissen, lediglich den Hass auf das gegnerische Volk war ihnen gleich. Kannst du mir sagen wer bei welchem Volk war?”
“Hmm... es ist nicht so offensichtlich wie man meinen sollte, oder?”
“Richtig, ihre Pläne sind subtil, die Ergebnisse jedoch nicht. Krieg, zerstörte Flüchtlinge und zwei Völker die sich auf ewig hassen werden.
Aber einen Anhaltspunkt hast du, du weisst einiges über Deryll oder?”
Mila grübelte.
“Deryll kenne ich schon lange, ich hatte ihn damals in der Südstromschlucht gefunden.”
“Gerettet, nicht gefunden. Er hatte damals einen Angriff auf die Bürger von Marethil geplant, doch die mutigen Bürger hatten ihn fesseln können und in die Tiefe geworfen. Was dannach passiert ist weisst du ja.”
“Deryll und ich hatten noch etwas Kontakt. Aber dann war er wieder lange weg... Bis ich Albert fand.”
“Denkst du es ist Zufall, dass du Albert getroffen hast?”