12/05/2011

Der Blick ins Leere

Der Wachposten am Fuße der Hängetreppe lies die vier mit einer tiefen Verbeugung passieren und sie machten sich auf den langen Weg nach oben. Auf der sanft steigenden, breiten Treppe war kaum Verkehr. Ein paar, von zerzausten Larimak gezogene Wägen transportierten Material über die Rampen links und rechts neben den Stufen in die Stadt und allmöglichen Unrat wieder heraus. Daneben waren hohe Geländer aus weißem Elfenstahl die den Weg hinab - in die Untiefe der Aquilschlucht - versperrten.
Gebannt starrte Albert in die schwärze der kreisrunden Schlucht die sich über mehrere Meilen unter der ganzen Stadt erstreckte.
“Faszinierend, nicht wahr?”, fragte ihn Tendrian, “Niemand weiss wie tief es da hinab geht. Niemand bis auf Sträflinge, die dort im ‘Endlosen Fall’ den Tod bekamen.”
“Endloser Fall?”
“Nun. Die Leute sagen, dass die Schreie, von den Verurteilten noch Wochenlang aus der Schlucht hallen.”

“Oh, verstehe...”, Albert starrte weiter in die Tiefe. “Ich frage mich, wieso Heph Sham’wast schwebt”
“Das ist einfach”, erklärte ihm Deryll, ”Die Schlucht strahlt große Mengen Schattenmagie aus. Der vom alten Vater gesegnete Elfenstahl und der heilige Marmor versuchen dieser dunklen Macht zu entkommen.”
“Nach oben?”

“Wohin es möglich ist. Aber wie du siehst, hindern die Ketten die Stadt daran.”
“Unglaublich...”
“Können wir jetzt weiter?” Lajus der schon vor gegangen war drängelte. “Ich fühle mich auf dieser Treppe etwas unwohl.”

11/21/2011

Erneute Motivation

Als die vier durch die Siedlung am Fuß der Stadt ritten zeigte sich, dass selbst die schönste Stadt eine ebenso große Schattenseite hat. Das Ghetto sah von weitem winzig aus, doch nun, da sie schon über eine halbe Stunde eine matschige Straße entlang ritten zeigte es sein wahres Ausmaß.
“Erinnert einen fast an Breisee, oder Albert?”, fragte Tendrian.
“Das Armenviertel vor Burg Bärenaal? Ich war selbst noch nicht dort. Glücklicherweise, könnte man sagen. Aber es scheint fast so, als könnten die Leute nicht ohne Vorurteile und Klassengesllschaft leben.”
“Die Großen und Starken wollen ihre Macht nunmal zeigen. Und dies geht am Besten durch mangelnde soziale Verantwortung. Außerdem kostet es sie nichts, was sie noch reicher macht.”
“Ein Teufelskreis. Für beide Seiten”, seufzte Lajus.
Die Gruppe stoppte, um ein paar Kinder, die lachend über die Straße rannten, vorbei zu lassen.
Albert war es nicht gewohnt so edle Kleidung zu tragen. Und angesichts der Umgebung bekam er ein schlechtes Gewissen.
“Gräm dich nicht, Albert”, tröstete ihn Deryll, ”diesen Leuten wirst du mit deiner Tat am meissten helfen. Sie brauchen zwar Gold und Essen, aber Respekt, Toleranz und Nächstenliebe ist das Einzige was hier nachhaltig für Besserung sorgt, vergiss das nicht.”
“Du hast recht, Deryll. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.”

Eine einzigartige Stadt

Immer mächtiger erhob sich die schwebende Stadt vor ihnen in den Himmel und brachte Alberts Atem vor Begeisterung zum stocken. Die ganze Stadt levitierte mehrere hundert Meter in der Luft, über der riesigen Aquilschlucht. Gehalten wurde sie von acht magischen Ketten, deren große Glieder golden leuchteten.
Die Stadt selbst war auf einer gigantischen Marmorplatte erbaut. Acht schlanke, hohe Türme erhoben sich in jeder Ecke, wo die Ketten mit dem Marmor verankert waren. Hohe Stadtmauern verbanden die einzelnen Türme und verdeckten den Blick auf das Stadtinnere, bis auf ein paar vereinzelte Türme.
Ein massives Tor aus dem berühmten weissen Elfenstahl glänzte elfenbeinfarben zwischen den beiden östlichen Türmen. Von dort aus führte eine breite Hängetreppe über unzählige Stufen hinab zum Erdboden. Unten, vor der Treppe, war eine kleine Siedlung mit winzig erscheinenden Hütten.
Lajus gab seinem Pferd die Sporen. Die anderen folgten ihm nach.

11/18/2011

Auf nach Heph Sham’wast!

Deryll war ohne Maggu zu Albert zurückgegangen. Der Troll hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt. Die beiden hatten sich schon auf den Weg in die Stadt gemacht, als ihnen auf halber Strecke Lajus Immerwohl und Tendrian Kupferhammer mit vier waschechten Pferden entgegen kamen.
Lajus’ Spinnenseide musste sich gut verkauft haben, denn sie hatten nicht nur für Albert ein wahrhaft edles Gewand erstanden, sondern auch für sich und Deryll feine Kleidung geholt.
So ritten die vier in die Elfenstadt Heph Sham’wast. Lajus und Tendrian als reiche Geschäftsleute und Berater des Sahns, Deryll in einer dunkelroten, gesichtsverdeckenden Kutte getarnt als Oberster Hofmagier und schließlich Albert, als Sahn der Menschen, in einem besteppten, pelzumsäumten, cyanblau schimmernden Mantel und reichlich Goldschmuck.
Albert war immer wieder erstaunt, wie viel Geschick die Abenteurer beim beschaffen exotischer Waren hatten. Sei es die Kleidung an der keine Spur von elfischem Handwerk zu erkennen ist, oder die vier Pferde.
Deryll hatte zwar beteuert, dass er die Friedensgespräche als neutraler Vermittler leiten wolle, aber Tendrian bestand darauf, dass selbst ein neutraler Vermittler angemessen gekleidet sein sollte. Und zugegeben, Derylls Kleidung hatte die Reise durch das elfische Gebirgs- und Hinterland nicht unbeschadet überstanden, doch der naturverbundene Schrat störte sich an dem Dreck und den Löchern kaum.

11/17/2011

Der Preis der Medizin

“Es ist ein eher persönlicher Gefallen. Doch einerlei. Im Süden der elfischen Stadt Heph Sham’wast lebt ein besonder Hirsch. Ihr erkennt ihn an seinem leuchtend weisem Fell. Ich benötige drei Phiolen seines Blutes um Medizin daraus zu extrahieren. Bring mir sie. Das einfachste wäre wohl, ihn zu töten. So bekommst du gleich noch sein Geweih, was dich reicht entlohnen wird.
Morgen Abend könnte ich dich zum Quellzauberer zurückteleportieren. Mach dich dann sofort auf den Weg, ich benötige das Mittel dringend.”
Mila nickte freundlich, froh über die Chance des Schuldenabgleichs. Doch etwas kam ihr merkwürdig vor. Es war zwar üblich, dass Blut von speziellen Kreaturen zur Krankenheilung eingesetzt wurde, auch von den naturverbundenen Völkern, jedoch hatte Mila nicht erwartet einen Freibrief für die Tötung einer solchen Kreatur zu erhalten.
Erstrecht nicht von einem Druiden. Doch sie würde mitspielen und hoffte, dass er ihre Gedanken nicht las.

Dankeschön

Der blaue Schrat sprach weiter:” Ich weiss, dass deine Gedanken voller Dankbarkeit sind, doch die Dankbarkeit auszusprechen bedeutet aus sich heraus zu gehen.”
Mila verdrehte die Augen und stellte sich provokativ vor den Schrat. “Ich bitte dich, genug davon. Hätte ich die Wahl gehabt wo diese ‘Leuchtkugelteleportation’ mich hinführt, hätte ich sicher einen anderen Ort gewählt. Einerseits um zu Hause bei den meinen zu sein und zum Anderen um euch Druiden nicht zu Last zu fallen. Doch ich hatte keine Wahl. Ihr habt mich aufgenommen und geheilt, dafür bin ich euch dankbar. Aber ich möchte diese Schuld nicht auf mir sitzen lassen. Ich würde mich gern revanchieren. Wenn es etwas gibt was ich für Euch tun kann, sagt es mir.”
Yolin’ar schaute freundlich zu Mila. “Darauf habe ich gewartet. Nun, ich hätte wirklich etwas bei dem du mir helfen könntest.”
“Sprecht.”

11/14/2011

Anerkennung

“Quellzauberer?”
“Den Wirker der Teleportation”
“Das war Deryll, der Waldschrat”

Yolin’ars Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. “Der ‘sogenannte’ Echsenälteste? Bringt er wieder andere in Schwierigkeiten?”
Während sie durch den Garten gingen erzählte Mila dem blauen Schrat von ihrem Abenteuer in Sahn Tar’el Selphs Grab. “Derylls Ziel ist Edel, Yolin’ar. Ich habe ihm aus freien Stücken unterstützt und war mir des Risikos bewusst.”
“Verständlich. Doch ich kenne ihn schon eine Weile und das, was er laut deiner Erzählung vor hat, passt so garnicht zu seinem üblichen tun. Also folge ihm nicht blind und denke zwei Schritte voraus. Aber immerhin hast du die Absicht gutes zu tun. Das gefällt mir.”
“Richtig. Ich habe in meinem kurzen Leben bereits erkannt dass es wichtig ist anderen zu helfen, wofür du mehrere Jahrhunderte gebraucht hast” antwortete Mila schnippisch.
“Ist das die Dankbarkeit dafür, dass wir dich hier aufgenommen und geheilt haben? Wir hätten dich ebenso im magischen Kanal verschwinden lassen können.”
“Ich bin dankbar, so sehr dass ich es nicht begleichen könnte.”
“Es geht nicht immer darum einen Gefallen zu begleichen. Oft genügt schon die Anerkennung, Elfe.”

11/10/2011

Besuch in einer besseren Welt

Mila betrachtete den Schrat verwundert. Yolin’ar erwiderte ihren Block freundlich, stand auf und ging zu ihr hin und streckte seinen Arm nach ihr aus.
“Komm, steh auf”, er klang überaus freundlich, “ wir gehen ein Stück.”

Der Garten war überwältigend. Er lag direkt hinter dem Klinikgebäude bewachsen von verschiedenen Bambus- und Graspflanzen, formschöne, schlanke Bäume und dezenten Blumen. Plätschernden Brunnen schufen ein angenehm frisches Klima, das vom zwitschern der Vögel untermalt wurde. Trotz dem nahezu perfekten Zusammenspiel dieser Faktoren strahlte der Garten eine urtümliche Wildheit aus, wie man sie sonst nur aus dem Wald kennt.
Doch für Mila waren die anderen Leute im Garten von größerem Interesse.
Menschen, Elfen, Schrate, Wichtelmänner, alle schienen sie ohne Probleme zusammen zu leben.
Sie wunderte sich, dass sie dies, angesichts ihrer aktuellen Situation, am meissten erstaunte.
“Ich fühle mich wie in einer anderen Welt Yolin’ar, obwohl ich erst so wenig hier gesehen habe.”
“Das geht vielen so. Doch gewöhn’ dich nicht zu sehr daran. In zwei Tagen wirst du wieder zum Quellzauberer zurück kehren. Genieß solange und schöpfe Kraft.”

11/09/2011

Gedankenlesen ist unnötig

Mila sah sich im Raum um. Viel zu sehen gab es nicht. Doch er war kleiner wie erwartet. Ihr Blick fiel schnell auf den Schrat vor ihr. Er ähnelte Deryll kaum. Seine Haut hatte größere Schuppen, deren Farbe war eher ein dunkles türkis als das satte Blattgrün von Derylls Haut. Und er sah alt aus. Sehr alt.
“Du liest meine Gedanken nicht, oder?” fragte Mila ihn.
“Nein. Wieso sollte ich?”
“Weil du es kannst.”
“Stimmt. Aber ich brauche es nicht. Dein Gesichtsausdruck sagt mehr über dich aus als deine Gedanken.”
“Zum Beispiel?”
“Wenn es dich nicht stört beantworte ich deine Fragen direkt” antwortete er gelassen, ”Ein neuer Bogen liegt in der Kiste unter deinem Bett. In zwei Tagen kannst du hier raus. Deine Tage bekommst du ebenfalls übermorgen. Ich bin Yolin’ar, ein Druide. Und deinen Freunden geht es gut.”
Mila starrte ihn fassungslos an.
“Wie ich das mache? Wenn du über Fünfhundert Jahre alt bist kommt das von ganz alleine. Während meines Lebens habe ich viel erlebt. Ich war Vater, Herrscher, Mörder, Forscher, Entdecker, Bettler und Druide, und überall gibt dir etwas anders Befriedigung. Sex, Macht, Gefahr, Erfolg, Entdeckungen, Alkohol, oder das Glück von denen den du geholfen hast.
Aber lass mir dir eines sagen: langfristig gibt dir nur das Gefühl gutes zu tun Befriedigung. Das liegt im Wesen aller vernunftbegabten Wesen.”

Visite von einem Reptil

“Guten Morgen, Mila”
Die Gedanken eines Schrates klangen in ihrem Kopf, die konnte sie jedoch nicht zuordnen.
“Ich hoffe Schwester Mer’jez hat sich gut um dich gekümmert. Du siehst gut aus, dein Zustand hat sich enorm verbessert.”
Mila spürte Blicke auf sich.
Der Schrat sprach weiter: ”Du wirst dich fragen, warum die Heilung so lange dauerte. Wenn du möchtest, erzähle ich dir alles. Aber zunächst solltest du mir mit nach draußen gehen. Steh auf.”
“Witzbold. Ich bin hier seit Wochen festgebunden.”
“Das haben wir dir gesagt, ja. Hast du es je überprüft?”
Mila überlegte. Die Aussicht dort draußen herum zu laufen war stärker als ihre andauernde Resignation. Sie spannte ihre Muskeln an, versuchte, sich auf auf den Rücken zu drehen.
Ihr Körper gehorchte ihr, fühlte sich sogar kräftig an.
Sie schalt sich. Sie hatte die Heilmethoden der Druiden deutlich unterschätzt. Sie mögen zwar länger dauern, doch sie fühlte sich wie neu geboren.

11/08/2011

In der Klinik

Mila konnte sich nicht erinnern, wie lange sie schon hier war. Sie konnte nicht erahnen wie lange es dauern würde bis sie sich wieder bewege kann.
Ein paarmal am Tag kam eine Schwester vorbei. Die Schrättele, ein weiblicher Schrat, wechselte den Verband und nebenbei ein paar Worte. Viel mehr Kontakt hatte sie nicht. Trotzdem fühlte sie sich gut aufgehoben. Über den Zustand ihrer Verletzung, geschweige denn wie schlimm es war wollte sie nichts wissen. Wozu auch? Die Schmerzen am ganzen Körper lieferten Bericht zur genüge. Aber die Elfe deutete es als Zeichen der Heilung.
Die Tage hier schienen endlos, die Nächte schlaflos und sie stellte sich immer wieder die gleichen Fragen:
Hat sich mein Opfer gelohnt?
Wird es Frieden geben?

Wie geht es dem Menschen Albert?
Wird mir Vater jemals verzeihen?

Die Schättele hat gemeint ich könne in vier Tagen aufstehen. Ich glaube ihr nicht. Ich hätte mich ganz anders behandelt, wenn ich dazu fähig gewesen wäre. Scheisse.
Ich werde versuchen zu schlafen.

Weiter im Programm

Blauzehe und Klippschliefer kümmerten sich gut um ihren Freund und nach ein paar Stunden Schlaf war Miltas wieder auf der Höhe seiner Fähigkeiten, so dass sich die Drei wie geplant auf ihren Weg machten. Charles ‘Blauzehe’ in Richtung Bärenaaltal, Klippschliefer begleitete ihn zuerst ein Stück, ging aber dann in Richtung der ehemaligen Elfenhauptstadt und Miltas benutzte eine Teleportrune um zu seinen Magierturm zu kommen...

Auf dem Sternholztafelberg, einer heiligen Stätte der Druiden erwachte Mila wieder einmal im Krankenbett. Sie war auf den Bauch gefesselt, bewegungsunfähig und starrte aus dem Fenster.
Die Klinik, offensichtlich ein Gebäude aus Bambus, musste direkt an der Klippe des Tafelberges stehen. Von dem Fenster aus hatte man einen atemberaubenden Blick über eine riesige Ebene. Im Schatten des Berges stand ein riesiger Bambuswald. Ein breiter, wassereicher Fluss schuf hier eine natürliche Grenze zu einer weiten Graslandschaft.
Atemberaubend, aber nur die ersten zwei Tage.

11/07/2011

Genug der Zweifel

Die Monster kamen näher. Er musste Handeln, verdrängte seine Selbstzweifel. Er konnte Waffen verzaubern um ihren Schaden zu erhöhen. Daran musste er ansetzen. Vielleicht konnte er die gleiche Verzauberung auf den Boden wirken? Das würde alle Monster verletzen die darauf gehen.
Er musste es versuchen.

Mit einem Satz sprang der Magier hoch in die Luft, seine beiden Schwerter begannen hell zu Leuchten. Beim fallen rammte er seine Schwerter tief in den Boden und entlud sich. Ein mächtiger golden leuchtender Energiestrom floss aus seinen Händen über die Klingen in den Boden. Hier verteilte sich die magische Materie in unzähligen tentakelförmigen Strahlen über die Erde und erleuchtete die Umgebung. Dort wo die Schattenbestien in Kontakt mit der Magie traten begann ihr schwarzer Körper feurig zu glühen und verbrannte in eine nachtschwarze Rauchwolke bevor sie sich retten konnten.
Die Monster die noch weiter entfernt waren versuchten zu entkommen, aber der magiegetränkte Boden holte sie ein, der Magiestrom verfolgte sie, breitete sich unter ihnen aus und lies auch sie in schwarzen Rauch verglühen.
Miltas bekam davon nichts mit. Er fiel vor Erschöpfung auf den nassen, leuchtenden Boden, während hinter ihm - jubelnd - eine Tür geöffnet wurde.

11/04/2011

Magier, aber kein Magier

Wie eine Welle aus Finsternis stürzten die Monster über sie her. Miltas schaute nach hinten. Pepe stand hinter der Tür, winkte ihn panisch hinein.
Miltas zögerte. Die armen Kerle waren Auftragsmörder,keine Monsterjäger und die Bestien hier waren hinter ihm her. Nein - er durfte die beiden nicht in Gefahr bringen.
Er nickte Pepe zu. Klippschliefer verstand und schloss die Tür ab.

Miltas ging in sich, konzentrierte sich. Unzählige Gedanken schossen ihn durch den Kopf: Gefühle, Stimmen, Zweifel, Wut.
“Du bist doch Magier! Zaubere!”
“Das ist alles was du kannst? Pah, Versager”
Die Leute sind doch verblendet, dachte sich der Magier. Sobald sie von Zauberei hören, denken sie man kann mit Leichtigkeit Feuer vom Himmel regnen lassen oder Hühner in Häuser verwandeln. Doch die Magier die so etwas können sind mehrere hundert Jahre alt und Meistermagier oder noch viel mehr.
Aber Miltas war Hochmagister. Was soviel heisst wie: er kann nichts. Nun ja, fast nichts, verglichen mit einem Meistermagier. Miltas konnte - und das war viel für einen Magier seines Alters - Gegenstände verzaubern. Eine Stahlrüstung, leicht und stabil wie Mithril. Waffen die schärfer sind, schneller oder den Geist stärken. Die Dinge sah man Miltas an. Seine golden leuchtende Rüstung und seine beiden Schwerter kündigten ihn schon von weitem an.
Aber Feuerbälle werfen, oder Gedanken lesen - nein -  das konnte Miltas nicht.
So gesehen sind seine Kritiker vielleicht ungerecht, aber noch lange nicht im Unrecht.

11/03/2011

Obacht vor Katzen


Miltas mochte vieles sein. Gelehrter, Kampfmagier, Auftragsmörder. Doch Angesicht zu Angesicht mit den Schatten, die aus dem Wald auf ihn zuströmten wünschte er sich doch, er wäre Priester geworden.
Die Bestien waren schwer zu erkennen. Sie schienen gehüllt zu sein in schwarze Wolken. Ab und an glitzerte ein Zahn oder eine Kralle, manchmal war die Kontur von einem Flügel oder einem stacheligen Schwanz war zu erahnen.
Es waren zu viele um sie nur mit Schwert, Bogen und Messer zu bekämpfen. Pepe schoss unbeirrt weiter.
Ein Blitz schoss vom Himmel, erhellte das kleine Stück Wiese zwischen Haus und Wald. Ein kurzer Moment in dem die drei sich bewusst waren welcher Masse an Gegnern sie gegenüber standen.
Ein kurzer Moment für die Monster, in dem sie sich bewusst wurden, dass sie wie eine Katze mit ihrer Beute spielen konnten.
Der Donner folgte. Die Katze setzte zu Sprung an.

10/31/2011

Unheilvoller Besuch


Miltas schloss seine Augen, konzentrierte sich. “Bleib drinnen Charles. Die Gäste kommen. Bewaffnet euch.”
Klippschliefer sprang auf, in die andere Ecke des Raumes, möglichst weit entfernt von der Tür und spannte seinen Bogen. Blauzehe war weniger Kampfvorbereitet. Er öffnete schnell eine Küchenschublade und bewaffnete sich mit einigen der größten Messer die er hier finden konnte, direkt danach sperrte er Markus durch die Schlafzimmertür in ein anderes Zimmer.
Ein lautes Heulen kam von draußen. Es schien von überall zugleich zu kommen. Miltas zückte seine gelb leuchtenden Schwerter, positionierte sich vor der Tür, riss sie mit einem Ruck auf.
Eine kreischende Bestie, schwarz wie die Nacht sprang ihn sofort an. Doch Miltas war vorbereitet. Ein schneller Kreuzschnitt mit den zwei Klingen und die Bestie fiel zu Boden und löste sich in dunkelgrauen Staub auf.
“Schattenwandler...” Das Heulen von draußen nahm nicht ab. Die Gruppe ging vor die Tür. Der Regen prasselte auf sie herunter, schränkte die Sicht ein. Angespannt schauten die drei in den Wald. Und ihre Blicke wurden erwidert von orange leuchtenden Augen die sie aus dem Unterholz anstarrten.
Pepe wusste was zu tun war. Pfeifend, wie der Ruf eines Klippschliefers flogen seine Pfeile durch den Regen.
An dem furchterregenden Schrei erkannte man, dass sie ihr Ziel trafen. Doch die verbleibenden Bestien gingen zum Angriff über und begannen aus jeder Richtung mit großen Sprüngen auf die kleine Waldhütte zuzurennen.

10/26/2011

Blitz und Donner

“Jaaha!”, rief Miltas laut und sandte in Gedanken ein Stoßgebet an den Vater, “Ich sags’s euch, wenn die da noch Arbeitet dann kriegt sie’s Richtig!”
Blauzeh seufzte: “Ach, ich hätte auch gern mal wieder so eine. Früher ham’ sie gesagt, die Weiber mögen so Draufgänger wie uns. Heute erzählen sie genau das Gegenteil.”
“Ach Charly”, Klippschliefer versuchte sich schmunzelnd an ein paar tröstenden Worten, “ich versprech dir, das nächste Weib das wir sehen, ob Mensch, Elf, oder wasauchimmer, die Nächste mach ich dir klar! Und Goldlöckchen hilft mir dabei, nich’ wahr?”
Miltas stimmte ihm lachend zu.
Das Unwetter draußen schien stärker zu werden. Immer öfter und lauter peitschen die Zweige naher Bäume gegen Dach und Hauswand untermalt von einem dumpfen Klopfen. Knallender Donner und taghelle Blitze warfen gruselige Schatten durch die Fenster an die Hauswände. Ein scheußliches Wetter.
Das klopfen wurde lauter, penetranter und erregte die Aufmerksamkeit von Blauzehe. Da schlug etwas an die Wand. Zu Rhytmisch um ein Zufall zu sein.

10/24/2011

Miltas, der Magier

Nachdem der Plan beschlossen wurde und damit das “Geschäftliche” geklärt war - der Lohn wird in drei gleiche Teile verteilt - gingen die Kameraden zu unterhaltsameren Themen über.
“He Miltas”, Pepe ‘Klippschliefer’ klopfte dem Blonden kräftig auf die Schulter und fragte mit einem leichten Lallen, “weißt du noch wie wir damals die Schnecke für dich klar gemacht haben?” - Er lachte kurz - “Mädchen, seinen Zauberstab musst du sehen frag ihn danach!”
Blauzahn schlug lachend mit der Faust auf den Tisch. Hinter ihm im Eck schreckte Markus kurz auf.

Miltas Marazin Skar’mey erinnerte sich ungern an diese Geschichte. Es war schon ein paar Jahre her, er hatte gerade sein Magierexamen beendet, war nun Hochmagister und hatte damit seinen eigenen Bezirk zugeteilt bekommen. Meistens lösen junge Hochmagister die Meistermagier ab bei denen sie gelernt haben, so auch bei Miltas, er blieb in Marethil.
Miltas war gerade mit Pepe und Charles feiern. Im Gasthof zur grünen See, direkt am Pier in Marethil.
Sie hatten alle schon gut was getrunken und auch der Bedienung, einer versklavte Elfe, wurde zur Belustigung der größtenteils männlichen Gäste ab und an ein kleiner Drink spendiert. Dies und die knappe Bekleidung der ansehnlichen Elfe machten sie zu ‘der’ Attraktion in der kleinen Hafenkneipe.
Miltas ging nicht gern hier hin. Niemand wusste es, die Scham war zu groß, doch er musste mitspielen. So nahm er am späten Abend, nachdem sie als letzte Gäste die Kneipe verlassen haben, die Elfe mit aufs Zimmer. Er schloss die Tür ab, zog die Vorhänge zu, nahm ein Stofftuch, benetzte es mit etwas Äther und betäubte seine Schwester.
Anschließend legte er sich ins Bett und nahm selbst einen tiefen Zug.

10/20/2011

Drei Leute, ein Paar Handschuhe

“Ich schulde dir noch so manches Charly”, sagte Pepe weiter, “egal wo du hingehst, auf meine Hilfe kannst du zählen.”
“Ihr wisst beide”, erlklärte Blauzeh, ”dass ich Marlon nicht mochte und Archimedes ist keinen Deut besser wie er. Aber mir kommt noch eine vierte Idee. Wir suchen nach der Rüstung und behalten sie. Wenn sie so mächtig ist ihr sagt.”
Der Goldschopf hielt ihn davon ab:“ Sei nicht Albern. Ohne eine Armee im Rücken hilft sie uns auch nicht. Doch das ist zuerst egal. Ich schlage folgendes vor: Wir teilen uns zunächst auf. Klippschliefer, in den Ruinen der elfischen Hauptstadt befindet sich noch immer das Lager der Yori-Bruderschaft. Sag ihnen, dass wir die Rüstung für sie suchen. Und lass dir eine Anzahlung geben, für Ausrüstung und Verpflegung.” - Seine Hand Griff in seinen Rucksack, er holte einen Handschuh herraus. Auf dem Handrücken waren deutlich die Buchstaben S-A-B-A zu lesen - “Zeig ihnen das und sie werden zahlen.
Du, Blauzeh, wirst das gleiche in Burg Bärenaal machen. “ - Er warf ihm den anderen Handschuh zu - ”Wir treffen und dann in meinen Magierturm in Marethil. Ich werde dort auf euch warten und versuchen, die anderen fünf Teile anhand ihrer magischen Signatur zu orten.”

Lebenslauf eines Bastards

Pepe blieb zunächst in der Stadt und lernte hier das Überleben. Doch Diebstähle und die Tatsache dass er Halbelf war, machten ihn selbst hier auf der Straße bekannt und er entschied sich,  in den Klippen vor der Stadt zu leben - was ihm den Beinamen ‘Klippschliefer’ einbrachte - und seinen Lebensunterhalt mit Jagd und Überfällen von einzelnen Wanderern zu verdienen. Doch die Konkurrenz hier draußen war groß und als der Hunger schnell größer und dies zwang ihn zum Angriff auf einen Warentransport nach Norden zur Märzenburg.
Dieser scheiterte. Pepe wurde überwältigt und durfte die mehrtägige Fahrt zur Märzenburg gefesselt überdauern, wo er letztendlich hingerichtet werden sollte.
Doch er hatte Glück, vor dem Strick wird vielversprechenden Leuten angeboten, ein neues Leben im Geheimdienst zu beginnen. Ein Leben als Namenlose Waffe um deren Verlust niemand trauert. Und da ist er bis heute, in gewisser Weise dankbar, denn hier fehlt es ihm an nichts. Trotzauch lässt sich Klippschliefer einen kleinen privaten Nebenauftrag nicht nehmen. Er schuldet schließlich niemandem etwas.

Klippschliefer

“Wenn diese Rüstung so mächtig ist, warum suchen die Elfen nicht selbst nach ihr?”
“Weil wohl viele der Teile in von Menschen bewohnten Gebieten sind und ein Elf viel zu auffällig wäre.”
“Und was ist mit Pepe?”, Blauzehs blick schweifte kurz zu dem Mann mit Bogen, “Ein Halbelf fällt genauso auf.”
“Ich bin kulturell angepasst und unter einer Kapuze sieht da keiner einen Unterschied.”

Wo Pepe ‘Klippschliefer’ von Aquil recht hatte, hatte er einfach recht. Rechtlich gesehen war er ein Bastard, inzwischen gesellte sich auch noch der Rechtsbegriff ‘Vogelfrei’ dazu. Sein Vater, soviel wusste er, war ein adeliger Elf, seine Mutter war Theaterspielerin oder Hure, je nach Auftragslage oder Tageszeit. Sie zog ihn auf, bis er sich selbst versorgen konnte und sich mit vierzehn Jahren dazu entschied seine eigenen Wege zu gehen.
Sein Adelstitel brachte ihm dabei so viel wie einem Blinden eine Brille. Im ersten Moment noch eine perfekte Lüge und im zweiten Moment nichts mehr. Doch wie bei jedem Mensch mit schwerem Schicksal haben diese Umstände seine anderen Sinne und Fähigkeiten geschärft.

10/19/2011

Auftrag #3

“Der dritte Auftrag ist relativ ähnlich”, erklärte der Blonde, ”auch hierfür müssen wir die Rüstung suchen, jedoch nicht für die Menschen.”
“Sondern?”, fragte sein Gastgeber ungeduldig, doch der Mann mit den zwei Schwertern lies die Pause auf ihn wirken.
“Jetzt erzähl’s ihm schon!”, drängte jetzt ihn auch sein Gefährte.
“Also pass auf: Natürlich hatte Tar’ el Selph auf Spione, die ihm berichteten was bei den Menschen vor sich ging und er wusste von der Rüstung. Gut, dieses Wissen bringt ihm nichts mehr, aber denen die jetzt die Macht über die Elfen, östlich des Schollackgebirges, an sich gerissen haben.”
“Wir sollen für die Elfen arbeiten?”
“Ich überlasse die Entscheidung dir, aber du weisst, dass bei den Elfen Geld keine Rolle spielt.”
“Stimmt”, antwortete Blauzeh, “aber die Elfen haben auch kein Problem damit uns statt zu zahlen die Kehle durchzuschneiden.”
“Das kann dir bei Archimedes auch passieren”, antwortete der Mann in Lederrüstung.

Auftrag #2

“Jetzt lass dem Hund doch die paar Brocken” bat der Blonde, ”die liegen eh auf’m Boden und der Arme is’  schon so dürr.”
“Hmm hast ja recht. Hier, Markus!”, rief Blauzeh den Hund her und wandte sich wieder seine beiden Besuchern zu.
“Also, wo war ich? Ah der zweite Auftrag”, erzählte der Blonde weiter, “Wie gesagt hatte Marlon für seinen ältesten Sohn Archimedes vom Bärenaaltal einst eine Rüstung schmieden lassen. Keine normale, nein. Magisch verziert so dass sie ihrem Träger erstaunliche Kräfte verleiht.
Um es kurz zu machen: Die Rüstung ging verloren. Die Hofmagier auf Burg Bärenaal behaupten, dass ein Novize eine Anomalie beobachtet hat in welche die Rüstung fiel und verschwand. Sie könne jetzt angeblich überall sein.
Für jedes geborgene Rüstungsteil zahlt Archimedes sage und schreibe zwanzig goldene Majoren.”
“Insgesamt sind es sechs verschiedene Teile”, fügte der andere hinzu, “Helm, Torso, Beinpanzer, Handschuhe, Kettenstiefel und Schild.”
“Also zusammen über hundert goldene Majoren? Ha! Was besseres konnte uns nicht passieren!” jubelte Blauzehe, “Halt... Du sagtest drei Aufträge. Was ist der Dritte?”

10/18/2011

Blau machen

Wie bei vielen Spitznamen war auch bei Blauzeh die Bedeutung für Außenstehende fremd. Zwar kannten ihn nicht viele unter diesem Pseudonym, aber noch viel weniger wissen über die Herkunft dieses Namens. Tatsache ist, das er einst wirklich einen blauen Zeh hatte. Mittlerweile wäre der Name ‘Blaufuß’ oder ‘Blaubein’ wahrscheinlich passender.
Das ehemalige Mitglied von Sahn Marlons Geheimdienst wurde, nachdem er dem Diebstahls von über 30 Paketen Rotsteins überführt wurde, aus dem Dienst entlassen. Doch das war noch der milde Teil der Strafe für Charles Merchej, sein Codename im Geheimdienst. Der urteilende Richter, ein früherer Barde und kreativer Hofnarr, entschied, dass Merchej der rechte große Zehenknochen entfernt wird und dafür eine Kapsel Lapislazulipulver eingesetzt wird. Wer die Geschichte kennt bezeichnet dieses Urteil als “Den Tag an dem der Narr blau macht”.
Zum einen hinkte Charles “Blauzehe” Merchej von nun an bei jedem Schritt, zum anderen verteilte sich das Pulver über die Jahre in seinem Fleisch, so dass erst sein Zeh und nun allmählich sein ganzer Fuß und das Bein in einem edlen Blau schimmerten.
Die Legende von Charles Marchej fand Verwendung im Territionsprogramm vieler Folterkammern.

Schlechte Auftragslage

Der Blonde ergriff wieder das Wort: “Der erste Auftrag wäre einfach. In den Minen unter der Sandwüste von Kar’kar’ash macht ein Sandwurm den Arbeitern das Leben schwer. Aber Kar’kar’ash ist weit weg und der geringe Lohn fast nicht die Mühe wert.”
Die Information wurde mit einem Nicken zur Kenntnis genommen.
“Eine gute Alternative wäre der zweite Auftrag. Sahn Marlon hatte für seinen Sohn einst eine magische Rüstung herstellen lassen. Diese Rüstung ging ers...”
Er würde wirsch unterbrochen als sich plötzlich das Messer von der Decke löste und direkt in seine Schüssel stürzte, wodurch sich die ganze Suppe in den Raum verteilte. Schneller als man es ihm zugetraut hätte war Markus auf den Beinen, um sich die paar wertvollen Brocken zu schnappen bevor ihn jemand am Kragen packt.
Der eiserne Griff ließ nicht lange auf sich warten. “Markus! Ab!”, schalt ihn sein Herr, der Hund gehorchte.
“Dein neuer Hund heißt auch Markus?”, fragte der Mann im Kettenhemd.
“Alle meine Hunde heißen Markus. Tut mir leid wegen der Suppe”
“Kein Thema, Blauzeh, wir waren eh total durchnässt”, lachte der Dritte,” Jetzt ist es zumindest wärmer.”

10/17/2011

Nächtlicher Besuch

Er ging zur Tür. Öffnete die knarrende Pforte. Ein nasskalter Windzug peitschte ihm ins Gesicht und zwang ihm den Kopf abzuwenden. Vor der Tür standen zwei Gestalten. Der Eine in einem langen, schwarzen Stoffumhang welcher komplett durchnässt war. Der Andere in einer hellbraunen Lederrüstung, die mit vielen Schnallen, ein paar Taschen und Nieten verziert war. Über seiner Schulter hing ein Kompositbogen, an seinem Gürtel eine geladene Handarmbrust, sowie eine Scheide aus der ein lederner Schwertgriff ragte. Der Mann in der Robe schien auf den ersten Blick unbewaffnet.
Er bat die Beiden wortlos hinein. Markus nahm keine große Notiz von ihnen. Die Tür wurde verschlossen, der kaum merklich kleinere von ihnen nahm seinen tropfend nassen Mantel ab. Neben zwei gelblichen leuchtenden Klingen aus Meteoritenstahl fielen jetzt an ihm direkt der enge, golden schimmernde Kettenpanzer auf, der bis über die Hüfte ging, wo eine verstärkte lederne Hose den Übergang zu dreckverschmierten, hohen Stiefeln bildete.
Die Beiden setzten sich, bekamen eine Schüssel Eintopf.
“Und?”, fragte er die Gäste und setzte sich gegenüber von ihnen. Neben ihm blieb ein leerer Stuhl.

10/16/2011

Hunger

Pfeifend bahnte sich eine Windböe an, die um das Haus zog. Klappernd antworteten die Fensterläden und die Ziegel auf dem Dach dem Ruf der Natur, doch letztendlich entschieden sie sich am Haus zu bleiben. Beim nächsten Windzug vielleicht.
Besorgt blickte der Mann in Richtung des Fensters, nahm das Messer und warf es ein weiteres Mal nach oben. Wohl zu kräftig denn dieses Mal hing es in einem Balken an der Decke.
Grummeln blickte er nach oben. Es war einfach nicht sein Tag.
Er stand auf ging zum Herd und rührte den Eintopf um. Schwanzwedelnd drückte sich bettelnd Markus gegen sein Bein.
“Ne tut mir leid mein Großer, die Zeiten sind wohl vorbei. Ich bin froh wenn ich genug für mich zu essen habe.”
Dabei schaute er in den leicht verbeulten Topf. Seine Brille beschlug, er nahm sie ab.
Als Eintopf konnte man das Gewässer auf dem Herd kaum bezeichnen. Eine dünne Brühe mit etwas Gemüse und Knochen. Immerhin wird es den Magen füllen.
Es klopfte laut an der Tür. Erleichtert blickte er auf. Endlich.

10/14/2011

Ende der Monotonie

Diese Nacht versprach wärmer zu werden. Der Himmel war wolkenverhangen, doch es schien trocken zu bleiben. Noch immer waren keine Vögel auf seinen Baum zurück gekehrt. Jedoch flogen ab und an welche vorbei. Wohl um nachzusehen, ob Albert endlich gegangen ist und er würde ihn ihnen auch liebend gern zurück geben, wenn doch nur Lajus und Tendrian endlich zurück kämen.
Müde und gelangweilt setzte er sich für heute Nacht auf einen anderen Stamm. Von hier aus hatte er eine gute Sicht über die Ebene und die schwebende Stadt; die sich am Horizont in den Himmel erhebte und hell leuchtete, aber von hier noch sehr winzig erschien.

Zur etwa gleichen Zeit wartete in einem kleinen Steinhaus am Rande eins Waldes ein Mensch, auf dass sein Besuch kommt. Er vertrieb sich die Zeit damit seinen Dolch so nach oben zu werfen, dass er beim Herunterfallen in der Tischplatte stecken blieb. Im Ofen hinter ihm brannte ein Feuer und erwärmte einen Topf mit kochendem Eintopf der dampfend auf dem Herd stand. Ein Duft aus muffigen Steinen, Rauch und gekochtem Speck schwebte in der Luft. Neben ein paar mit Krügen und Dosen vollgestopften Regalen und einigen Schränken waren in dem Raum sonst nur drei freie Stühle und ein zotteliger Hund, der in der Ecke auf dem Holzboden lag und schlief, wie es alle alten Hunde ohne Aufgabe tun, wenn draußen ein Unwetter tobt.
“Ach Markus”, seufzte der Mann mit einer kratzigen, verrauchten Stimme, “wann hat es denn das letzte Mal so geschüttet?”
Ein weiteres mal fiel das Messer von der Decke. Das Aufschlagen auf der Tischplatte ging zwischen dem Rauschen des Regens unter, der auf das Dach prasselte.
Bis auf die Tatsache dass Markus jetzt aufgewacht ist und sich im Halbschlaf die Pfote leckte reagierte er garnicht auf die Worte des Mannes.

10/12/2011

Bis zur Erschöpfung

Ein weiteres Mal übte er die Schlagfolge. Dann noch den Schildblock und Paraden, etwas Beweglichkeit.
“Puh...”
Schweiß lief ihm über die Stirn, doch er übte weiter, bis tief in den Nachmittag. Er hatte ohnehin nichts zu tun und er fand, dass er in der weiten grünen Ebene aussehen musste wie ein verirrter Kojy-Mönch aus dem roten Gebirge, der seinem Training nachging. Das auftretende Abendrot im Westen, für Elfen ein war es ein Zeichen, dass bald etwas bedeutendes passieren wird, dramatisierte diese Stimmung noch.
Albert grinste. Alles in allem ein durchaus motivierender Gedanke.
Er trainierte weiter bis die Nacht ihm die Sicht auf seinen imaginären Gegner raubte und er versehentlich mit vollem Schwung das Schwert in den Baumstamm schlug und beim Versuch es heraus zu ziehen merkte wie erschöpft und hungrig er war.
Das Ding zieh ich morgen raus, dachte er und kletterte schwer atmend den Baum hinauf, wo er gierig seinen Proviant aß und seine Wasserflasche leerte.

10/11/2011

Übung macht den Meister

Um auf andere Gedanken zu kommen begann Albert damit sein Schild von der Tasche zu lösen und polierte es und schärfte sein Schwert. Das Dao, was ihm Mila gegeben hatte.
Er schalt sich und begann ein paar Übungen mit dem Schwert zu machen. Ein Sprung mit einer Drehung nach links gefolgt in einem Block aus der Hocke. Eine schlechte Position.
Ein neuer Versuch. Er schlug von unten rechts nach dem imaginären Feind. Dieser würde diesen sicherlich Schlag parieren oder mit dem Schild blocken, doch Albert trat direkt danach nach ihm und nutze den Schwung für eine Drehung in die andere Richtung, während sein Gegner sein Gleichgewicht suchte. Doch der Schlag aus der Drehung kam aus der Rückhand und war schwach, trotz des Schwungs aus der Drehung. Es fehlte ihm einfach an Kraft.
Noch ein Versuch. Er eröffnete mit einem Schlag von unten rechts, aber mit wenig Kraft. Eine kleine Finte. Stattdessen nutzte er den Schwung für eine Umdrehung und begann mit einer Mühle auf den Gegner einzuschlagen, wobei er das Schild als Ausgleichgewicht und als Deckung für den Rücken verwendete. Nach drei Umdrehungen schloss er in einem größeren Schritt nach vorne gefolgt von einem starken direkten Schlag zwischen rechte Schulter und Hals. Treffer.