11/09/2011

Gedankenlesen ist unnötig

Mila sah sich im Raum um. Viel zu sehen gab es nicht. Doch er war kleiner wie erwartet. Ihr Blick fiel schnell auf den Schrat vor ihr. Er ähnelte Deryll kaum. Seine Haut hatte größere Schuppen, deren Farbe war eher ein dunkles türkis als das satte Blattgrün von Derylls Haut. Und er sah alt aus. Sehr alt.
“Du liest meine Gedanken nicht, oder?” fragte Mila ihn.
“Nein. Wieso sollte ich?”
“Weil du es kannst.”
“Stimmt. Aber ich brauche es nicht. Dein Gesichtsausdruck sagt mehr über dich aus als deine Gedanken.”
“Zum Beispiel?”
“Wenn es dich nicht stört beantworte ich deine Fragen direkt” antwortete er gelassen, ”Ein neuer Bogen liegt in der Kiste unter deinem Bett. In zwei Tagen kannst du hier raus. Deine Tage bekommst du ebenfalls übermorgen. Ich bin Yolin’ar, ein Druide. Und deinen Freunden geht es gut.”
Mila starrte ihn fassungslos an.
“Wie ich das mache? Wenn du über Fünfhundert Jahre alt bist kommt das von ganz alleine. Während meines Lebens habe ich viel erlebt. Ich war Vater, Herrscher, Mörder, Forscher, Entdecker, Bettler und Druide, und überall gibt dir etwas anders Befriedigung. Sex, Macht, Gefahr, Erfolg, Entdeckungen, Alkohol, oder das Glück von denen den du geholfen hast.
Aber lass mir dir eines sagen: langfristig gibt dir nur das Gefühl gutes zu tun Befriedigung. Das liegt im Wesen aller vernunftbegabten Wesen.”