4/17/2012

Magisches Flackern

Als Mila am frühen Morgen zu Haus von Yolin'ar ging war eine große Traube von Leuten im Vorhof. Die Gesichter der aufgeregten Menge versuchten einen Blick durch die schmale Tür ins Innere zu erhaschen. Mila auch. Doch nicht von hier, unweit vor dem Haus war ein gerade gewachsener Baum. Geschickt kletterte sie darauf und spähte über die Menge hinweg durch die Türe. Ein magisches Flackern drang aus der Tiefe eines Zimmers auf den Flur.
Mila befürchtete das Schlimmste, doch sie konnte nich mehr erkennen.
Sie sprang mit einem Satz wieder vom Baum herunter, rollte sich gekonnt ab und ging wieder zu der Ansammlung vor Yolin'ars Haus.
Die Menge tuschelte, reckte ihre Hälse und versuchte das gleiche zu erfahren wie sie auch. Was ist hier passiert. Doch letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig als hier zu warten.

Endlich kam jemand aus dem Haus. Eine alte Taurin mit schwarzem Fell in einer erdfabenen Robe. In ihrer Hand lag hielt sie einen verzierten Wurzelstab, ein typischer Ritualgegenstand für Druiden, sowie eine starke Waffe, wenn sie richtig benutzt wird.
Die Druidin ging langsam auf die Menge zu.
„Wir haben einen Notruf aus dem Nether bekommen. Oder besser gesagt: eine Warnung.“ Die Taurin schaute durch die Menge. „Ist jemand aus Heph'sham Wast anwesend?“
Milas Blick schweifte durch die Gesichter der Anwesenden. Zunächst reagierte niemand auf die Frage der Druidin. Nach ein paar Augenblicken trat aus der Menge eine alte Elfengroßmutter hervor.
„In meiner Kindheit wohnten wir in der Stadt. Wieso?“
„Kommt bitte mit, gute Frau, die Druiden brauchen Eure Hilfe.“
„Die Druiden? Sagt ihnen ich komme gegen Abend vorbei“, sagte die Alte, „Zunächst muss ich in meine Hütte und das Brot aus dem Ofen holen.“
„Wir brauchen Eure Hilfe, jetzt!“
Das Leuchten aus dem Haus des blauen Schrates wurde heller und ein grässlicher, unmenschlicher Schrei kam aus Inneren.
Mila hielt es nicht aus. Sie rannte durch die Menge zur Großmutter packte sie beim Arm und zog sie über den Vorhof.

4/16/2012

Lass mich schlafen

„Ne?“, Alberts Zellengenosse schaute ihn an, als er versuchte aufzustehen, „nich' zu spaßen mit denen, ne ne.“
Albert bewegte sich müde zu seiner löchrigen Matratze.
„Mich ham' se damals auch schwer zugerichtet, ne? Schau dir meinen Rücken an, alles Narben.“ Der Elf drehte ihm kurz den blanken Rücken zu. „Könnte fast meinen dass se' hier neue Peitschen an mir getestet ham'. Damals ham se mich noch oft verhöhrt, ne?“
Albert versuchte zu schlafen. Dieser alte Elf konnte ihm in seiner Situation wohl kaum helfen.
„Aber...“, ein lauter Rülpser kam aus der anderen Ecke der Zelle, „aber was soll man machen wenn man nichts weiss. Mittlerweile holen se mich zweimal im Jahr raus, ne? Im Hochsommer, bei der Hitze knallen se mich in die Sonne. Und dann 'n halbes Jahr später raus in den Schnee.
Ne Lungenentzündung hat ich da. Das glaubst' mir nich, ne? Ne?“
Es war kalt auf der Matratze. Gelangweilt wanderte Alberts Blick zur leeren Nachbarzelle.
„Aber die Wärter sind nicht nur schlecht. Behandelt ham' se mich. Druiden waren da, ham' se mich geheilt. Da dacht ich mir doch: draussen gings mir früher auch nich besser, ne? Da sind se alle verreckt an Pocken, Nesselfieber und wie se alle heissen, ne? War jemals 'n Druide da, ne? Ne! Nie war einer da. Also wieso sollt ich dann hier raus wollen?“
„Für die Freiheit?“, antwortete Albert ohne recht darüber nachzudenken.

4/09/2012

Geschichten vom grünen Mann

Der Wachhauptmann nahm einen Stapel Zeitungen vom Tisch und warf sie vor Albert auf den Boden. Albert konnte kein elfisch, doch die Titelbilder zeigen verschiedene Bilder. Vom Krieg, von den notleidenden Opfern und ein großes Bild von Deryll. Offensichtlich eine Warnmeldung.
Albert versuchte den Zusammenhang zu erkennen. War er mit einem großen Verräter unterwegs? Er hatte vorher nie von einem Schrat gehört, er hätte alles über sich erzählen können und er hätte es geglaubt. Besser gesagt, er hat es geglaubt.
„Sagt mir bloß nicht,“ fuhr der Elf fort, “dass Ihr noch nie davon gehört habt.“
„Wovon?“
„Vom Rächer des Waldes, vom Führer des Widerstandes, vom Waldschrat Deryll.“
„Nein“ antwortete Albert perplex.
„Nein?“
„Nein, also ja“ Albert wurde schwindlig, „Ich kenne Deryll.“
„Wir konnten bisher nur die beiden Menschen befragen und ihre Aussagen dazu, was der Schrat und Ihr vorher erlebt habt unterschieden sich quasi komplett.“
„Wenn ich Euch sage, dass ich nicht weiß was vorher passierte?“
„Nun dann“, die Naturmagierin antwortete ihm freundlich, „erinnere ich Euch daran, dass Ihr besser nicht lügen solltet.“
Albert starrte sie fragend an. Sein Blick wurde umso verwirrter als er ihre Stimme in seinem Kopf hörte.
„Der Schrat ist nicht der einzige der telephatische Methoden beherrscht. Doch im Gegensatz zu ihm stelle ich Euch vor die Wahl. Gebt mir Eure Erinnerungen, oder lügt mich an. Doch wenn Ihr das tut werde ich ungemütlich.“
„Und das heißt?“
„Das.“
Ein Schmerz wie ein Blitz schoss durch Alberts Körper und schnürte ihm die Luft ab. Vor seinen Augen erschien ihm eine fremde Welt. Die Erde war schwarz
wie Kohle, der Himmel aus Feuer in dem Dämonen herumspukten.
Er versuchte krampfhaft die Augen zu verschließen. Als es ihm endlich gelang sah er nur Schwärze.
Bis er plötzlich auf dem kalten Zellenboden erwachte.

Im Verhöhr

„Ah, da ist er ja. Ihr seid also dieser Botschafter von dem die anderen drei berichteten. Schön dass Ihr es endlich zu uns geschafft habt. Ich bin Ayrélle, Ärztin und Naturmagierin von Heph Sham'wast. Neben mir sind der Befehlshaber der Stadtwache und der behandelnde Arzt der Wache, die Eure Gruppe – welche laut ihrer Aussage unter Eurer Führung steht – zu Boden brachte.“
Die Elfe machte eine lange Pause. Albert wusste nicht was eine Naturmagierin genau war, doch er konnte sich vorstellen, dass es viel Gemeinsamkeiten zu Druiden gab. Und Druiden waren wieder sehr verbunden mit dem Wald, was wieder eine Beziehung zu den Bewohnern des Waldes schuf, wozu neben niederen Kreaturen wie Hirschen und Schweinen auch die höheren gehören, wie Wichtelmenschen, Baumschlepper und Waldschrate. Waldschrate wie Deryll.
Es schien als wartete die Elfe auf eine Antwort. Albert nickte Verständnisvoll.
„Es geht ihm gut, er ist mittlerweile wieder wohlauf, jedoch noch leicht verwirrt. Nicht jeder ist telegraphische Kommunikation gewohnt. Ihr wisst sicher wovon ich spreche.“ Ayrélle machte eine Pause und gab Albert die Möglichkeit etwas zu Antworten. Doch er schwieg. „Nun, Eure Begleiter meinten Ihr seid zusammen mit diesem Waldschrat durch das Schollakgebirge gekommen und seid dann zu viert hierher gereist um Friedensverhandlungen zu führen. Doch bevor wir euch das tun lassen müsst Ihr uns eine Frage beantworten. Hauptmann, bitte.“
Der Mann in Rüstung stand auf und ging langsam um den Tisch herum bis er neben Albert stand. Er wirkte bedrohlich.
„Danke, Lady. Vier Leute machen Ärger am Stadttor. Wir nehmen sie fest und am nächsten Tag fehlt einer. Und wie durch ein Wunder weiß niemand von Euch auch nur eine Kleinigkeit davon. Wisst Ihr, mit wem Ihr es da zu tun hattet?“

4/07/2012

Kaltes Wasser und Eintopf

„Die Stadtwachen haben gesagt Ihr habt keinen Widerstand geleistet. Das spricht für Euch. Kommt mit, ihr werdet verhört.“
Der Wärter schloss das Gitter auf und legte Albert rostige Handschellen an.
„Schau zu dass Sie uns rauslassen“, schrie Lajus ihm hinterher,“ und frag wo Deryll ist!“
Der Wärter führe Albert schweigend und mit schmerzend festem Griff durch den schmalen Zellentrakt. Ein feiner Luftzug wehte durch den Gang und Albert wurde bewusst, was für ein beißender Gestank aus Fäkalien und Schimmel sich hier unten gesammelt hat und ihm die Sinne vernebelte und das erste wonach sein aufgefrischter Geist verlangte war eine Schüssel klares Wasser zum waschen und eine zweite Schüssel mit warmen Eintopf.
“Hey!”, harsch wurde er aus seinen Tagträumen gerissen als der Wärter ihm seinen Wunsch erfüllte und ihm eine Schüssel Wasser ins Gesicht kippte,” Aufwache! Oder es geht zurück in die Zelle.”
Albert schreckte auf und schüttelte sich uns sah sich leicht benommen um.Neben ihm Stand der Wärter und schaute ihn grimmig an. Vor ihm saßen drei weitere Elfen, an einem Tisch. Links, ein älterer mit grauen Haaren und gekleidet in einem feinen Stoffmantel. Der mittlere, ein Mann in Rüstung, deutlich jünger als der erste. Das einzige was Albert zu ihm einfiel war Kriegveteran. Der dritte Elf, eine junge Frau lies Albert keine Möglichkeit sie einzuschätzen, sie ergriff sofort das Wort mir klaren, freundlichen Worten.

Die Gemeinsamkeit der Wärter

Verschlafen öffnete Albert die Augen, geweckt von Lärm, vom rauen Zellenboden und einem Gewirr aus lauten, unbekannten Stimmen.
„Natürlich! Kurz nach dem Krieg tauchen drei Menschen und ein … Schralamander oder was auch immer. Und haben nichts anderes vor als zur Kaiserin zu gehen?“
Albert blickte sich um, Tendrian und Lajus waren in der Zelle nebenan und stritten mit dem einem Wärter. Er suchte weiter, Deryll war nirgends zu sehen. Seine Zelle war nurnoch bewohnt von einem Elf der aussah als würde er für den Rest seines Lebens auf diesen fünf Quadratmetern verbringen – was nichtmehr all zu lange dauern wird.
„Und dann bei der Kaiserin Friedensverhandlungen führen?“, der Wärter schrie die Beiden rücksichtslos an. Ich muss Euch eines sagen. Ich würde mich auch sehr über Frieden freuen, wie jeder andere Elf in dieser Stadt. Deswegen würde ich Euch auch all zu gern glauben. Nur durch Euer Verhalten am Stadttor sind all Eure Geschichten bedeutungslos bis ihr einen elfischen Fürsprecher habt, oder Wache Gellfray wieder gesund ist.“
„Gibt eff keine ambere Möhh..Möhgliffkeiten?“, versuchte Tendrian mit blau geschwollenem Gesicht zu artikulieren, „Die Kaifferin kennt dem Frrat, fragt fie dannach!“
„Einverstanden, ich werde sehen was sich machen lässt. Aber vorerst bleibt ihr hier, und Euer Schrat ei den Forschern.“ Die Wache wandte ihren Blick nach rechts, in Alberts Zelle.
„Ich dachte schon du wachst niemehr auf. Ist unser Zellenboden etwa so bequem? Haa haa haa“. Der Wärter trat vor seine Zelle, er war kräftig gebaut für einen Elf. Auch seine Kleidung war untypisch für einen Elfen, zumindest in Alberts Augen. Eine ausgefranste Lederschürze mit Brandflecken und ein kräftiges Leinenhemd mit alten Schweiss und Blutflecken stachen jedes Klischee. Trotzdem war dies ein weiteres Beispiel, dass Menschen und Elfen sich in den meissten Dingen nicht unterscheiden.

Ankunft in der schwebenden Stadt

Albert nickte. “Ich komme.”
Er wandte den Kopf wieder gen Stadttor, gerade langsam genug um noch einen kurzen Blick auf den langen Schatten zu werfen, der in der Tiefe vorbeihuschte. Trotz der wärmenden Sonne floss ihm ein kalter Schauer über den Rücken.

Das eigentliche Stadttor am oberen Ende der Treppe war deutlich mehr bewacht und die Vier wurden von einem Elf in kupferner Rüstung gestoppt.
“Poka! Poka! Stehen geblieben Menschen haben in der heiligen Stadt nichts zu suchen. Und du,” Er zeige mit seiner Lanze auf Deryll, “Kapuze runter, ich will dein Gesicht sehen.”
Lajus knurre:” Mir gefällt das garnicht.” Seine Hand wanderte langsam zu seinem Schwertknauf, doch Tendrians faltige Hand hielt ihn davon ab.
“Schnauze Mensch! Gebt mir einen Grund euch nicht direkt die Schlucht runter zu treten. Sprecht schnell!”
Deryll gab sein Gesicht preis, langsam, er wollte die Wache mit dem Schrecken nicht noch mehr provozieren.
“Was bist du?” Die Stadtwache ging einen Schritt zurück. “Wache! Verstärkung!”
“Bleibt ruhig mein Herr”, Deryll vesuchte zu schlichten. “Ich bin der Schrat Deryll, seit jeher Freund der Elfen und das sind...” doch er wurde panisch unterbrochen.
“Mein Kopf! Was ist das?”, die Wache sackte zu Boden, “Diese Stimme?! Hilfe! Wachen!”
Das Stadttor fiel krachend auf und fünf deutlich schwerer gepanzerte elfische Stadtwachen stürmten herraus. Noch bevor Deryll reagieren konnte hatten Tendrian und Lajus Schwert und Bogen gezogen und versuchten sich in Position zu bringen. Doch das lenkte lediglich die Aufmerksamkeit der Wachen auf sie. Tendrian, der in vorderster Front stand erhielt einen schweren Schlag von einem golden glänzenden Schild einer Wache und fiel ohne weiteres zucken zu Boden. Dieses Bild genügte Lajus um ihn davon zu überzeugen seine Waffe nieder zu legen und sich, zusammen mit Albert und Deryll festnehmen zu lassen.
Sie waren Gäste in dieser Stadt, und sie konnten froh sein, dass ihr Besuch nicht vor dem Stadttor endete, sondern in der Gefängniszelle begann.